Andrea Wanek
Wir haben schon viele Seminare abgehalten. Als aber das Seminar-Thema Nasenarbeit zur Diskussion stand, war uns allen
gleich klar, dass dies ein Thema ist, dass längst fällig war. Es gibt viele Mythen und Legenden zu diesem Thema, aber was
stimmt nun und was nicht? Uns war wichtig die Nasenarbeit richtig aufzubauen - unter Berücksichtigung des aktuellen Standes
von Lerntheorie und Verhaltensforschung - und von jemanden erklärt zu bekommen, der dabei die Nase ganz vorne hat:
Viviane Theby.
Viviane ist Tierärztin, Verhaltenstherapeutin und Trainerin. Sie hat einige interessante Bücher zu diesem Thema geschrieben,
aber wir wollten alles natürlich auch in der Praxis sehen.
Gleich zu Beginn des Vortrages warnte uns Viviane, das sie keine Haftung für Risiken und Nebenwirkungen übernimmt, da die
Nasenarbeit süchtig machen kann.
Im Nachhinein kann ich, glaube ich, für uns alle zu sprechen: Wir haben uns vom Virus anstecken lassen und sind nun unheilbar
daran erkrankt!!!
Das tolle an der Nasenarbeit ist, dass wirklich jeder Hund (einzige Ausnahme er kann nicht mehr riechen) sie machen kann.
Angefangen von Welpen, Senioren, hektischen und/oder nervösen Hunden, unsicheren Hunden, Hunden mit Problemen des
Bewegungsapparates etc. ... alle können sie mit der Nasenarbeit so richtig schön beschäftigt werden, bis hin zur richtigen
Ermüdung, ohne große Strecken bewältigen zu müssen. Ideal also auch für Hundeführer, die gerade mal wenig Zeit haben oder aus
gesundheitlichen Gründen keine großen Gassi-Runden starten können; ideal für läufige Hündinnen zur Ablenkung - oder für
unausgelastete Welpen.
Selbst ein unsicherer Hund, dessen Passion die Nasenarbeit (geworden) ist, kann dazu gebracht werden, seine Unsicherheiten
zu überwinden, indem man ihm förmlich mit der Suche die Angst an den bisherigen "Angstobjekten" nimmt. Durch die Nasenarbeit
vergisst der Hund förmlich seine Angst.
Hunde brauchen eine Aufgabe, um innerlich ausgeglichen und zufrieden zu sein. Warum also nicht Kopfarbeit und die damit
verbundene Nasenarbeit?
Gerade für Retriever mit ihren jagdlichen Anlagen ist die Nasenarbeit eine ideale Vorbereitung. Ihre Anlagen werden
trainiert, ohne gleich falsche Verknüpfungen mit dem Dummy oder Wild entstehen zu lassen. Sollte etwas nicht klappen,
kann man es hier noch ausbügeln und mit dem Dummy und Wild dann gleich richtig starten.
Die Nasenarbeit fördert zusätzlich die Verständigung zwischen Mensch und Hund und hilft die Bindung aufzubauen. Warum
soll ein Hund davon laufen, wenn sein Hundeführer mit ihm so tolle Spiele macht, die ihm ermöglichen Beute zu suchen,
zu finden und dafür auch noch belohnt und gelobt zu werden? Warum den Hasen nachjagen, den man doch nie erwischt, wenn
Frauli mit mir Spuren verfolgt, die immer Erfolg versprechend ist.
Wir haben beim Seminar erlebt, dass ein Ball verrückter Flat die Fußballmannschaft - die gleich neben der Spur trainierte -
links liegen ließ um eine Spur zu verfolgen.
Die meisten Hund bietet die Nasenarbeit von sich aus an. Wer hat sich noch nicht über seinen Hund geärgert, der bei der Unterordnung ständig die Nase am Boden hatte oder auch beim Spaziergang jede Ecke genauerst untersuchen musste? Warum nicht mal seinem Hund eine Beschäftigung bieten, die er von sich aus ohnehin anbietet. Warum nicht einmal gezielt für ein Verhalten bestätigen können, dass der Hund von sich aus anbietet und in dem er uns Menschen enorm überlegen ist???
Für uns Menschen ist die Nasenarbeit natürlich auch von Vorteil und jetzt denke ich nicht nur an Rettungshunde und
Spürhunde. Jeder kann seinem Hund beibringen einen verlorenen Schlüsselbund, Trüffeln, Pilze, Geldbörsen, etc. zu finden.
Der Aufwand ist gering. Man braucht keinen Trainingsplatz und keine teuren Geräte. Selbst in der eigenen Wohnung kann man
problemlos trainieren.
Während des Seminars gab es eine Menge, durchaus wichtiger und sehr interessanter Anhaltspunkte und Fragen:
Es gab viele offene Fragen, die im Laufe des Wochenendes von Viviane Theby fachfraulich geklärt wurden.
Sie gab uns Tipps wie wir Fehler im Training vermeiden können und worauf wir gut achten sollten. Sie gab uns den Rat immer
alles kritisch zu hinterfragen und unseren Hunden auch die Möglichkeit zu geben Fehler zu machen, denn nicht nur wir
Menschen lernen aus Fehlern. Fehler sollten einfach ignoriert werden und das erwünschte Verhalten bestätigt werden. So
bleibt der Spaßfaktor immer erhalten.
Zu der umfangreichen Theorie gab es auch eine Menge praktischer Übungen für alle. Wir haben z.B. ein "frei verloren" geübt,
haben erfolgreich eine Spur verfolgt und wir haben uns selbst an die Leine genommen. Es wurden die einzelnen
Trainingsschritte besprochen, so wie: welche Hilfen wir vermeiden bzw. geben sollten, Fehlerquellen und wie rasch man mit dem
Training fortschreiten kann (Ampeltraining) um den Hund nicht zu langweilen bzw. zu überfordern.
Wir hatten eine Menge Spaß und haben das Wochenende genossen. Dazu kam das herrliche Ambiente in Heiligenkreuz und das
zum Glück sonnige Wetter. Wir freuen uns schon auf das nächste Jahr, in dem uns Viviane hoffentlich wieder eine Spur zu
neuen Erfahrungen legt, denn ich bin mir sicher, wir können noch eine Menge von ihrer Erfahrung lernen!