Ina C. Kunze
Grundsätzlich: alle Hunde können zum Fährtenhund ausgebildet werden!
Das Alter und die Rasse des Hundes ist für die Fährtenausbildung nicht relevant, denn Fährtensuche ist Fleißarbeit, ein gemeinsames Abenteuer für Hund und Mensch.
Die Nasenarbeit - einer der Hauptaspekte der Fährtensuche - ist für den Hund eine sehr befriedigende Aufgabe. Nicht nur, dass er - angekommen an seinem Ziel - ein Leckerchen, das Herrchen, oder etwas anderes Tolles findet, sondern es entspricht auch den natürlichen Instinkten des Hundes.
Fährtensuche und die damit verbundene Nasenarbeit ist gerade für hektische und/oder ängstliche Hunde sehr empfehlenswert. Sie lernen, dass sie nur durch ruhiges, überlegtes und gezieltes Arbeiten zum Erfolg kommen; außerdem wird das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, sowie die Hund-Mensch Beziehung bei Hund und Menschen gestärkt. Beide lernen, einander zu vertrauen; die Hund-Mensch-Beziehung gelangt auf eine andere Ebene.
Fährtensuche ist ein Hundesport für jung und alt; eine spannende Abwechslung zum "öden" Alltag und den "einfachen"
Spaziergängen.
Das Vorurteil, "Fährtenhunde" seien dann im Wald nicht mehr ohne Leine zu führen, da sie nur noch "wild auf Wild" seien,
ist falsch. Der Hund lernt bei der Fährtensuche (z.B. beim Man-trailing; d.h. Herrchen suchen), nicht im Wald auf
eigener Faust herumzustöbern und Wild aufzuschrecken, sondern nur konkret mit seinem Hundeführer (auf dessen Anweisung)
Fährten zu erarbeiten. Dadurch werden auch sehr "Wild - triebige" Hunde leichter führbar.
Hunde haben eine sehr feine Nase, die es ihnen ermöglicht, auch die feinsten Geruchsnuancen zu differenzieren. Es genügen
schon geringste Mengen an Geruchsmoleküle, um den Hund aufmerksam zu machen. Der Geruch wird durch den Wind oft über
weite Strecken getragen. Deshalb spielt er bei der Arbeit mit dem Hund (sei es Dummyarbeit, Jagd oder Fährtensuche) eine
wichtige Rolle.
Wichtig ist, im Hund das Vertrauen zu seiner Nase aufzubauen. Deshalb sollte man schon beim Übungsaufbau darauf achten,
dass der Hund auch seine Nase einsetzen kann. Eine Analyse des Wetters, der Bodenverhältnisse, der Windrichtung und
-stärke ist deshalb maßgeblich für ein erfolgreiches und gutes Training. Bedenken sollte man auch, dass es bei extremen
Wetterbedingungen (extrem heiß, kalt, windig, nass etc.) für den Hund besonders schwer ist, Witterung aufzunehmen.
Einmal angefangen mit dem Training, kann man hauptsächlich drei verschiedene "Such-Hunde" unterscheiden:
Es gibt verschiedene Arten von Fährten. Für das Training kann man sowohl eine "reelle" Fährte - mittels verschiedener
Duftstoffe (im Zoofachhandel erhältlich) nachempfinden (dies ist bei einer weiteren jagdlichen Ausbildung der Fall),
als auch "Man-trailing" (der Suche nach dem Hundeführer) trainieren.
Wenn jemand eine Fährte legt, werden hierdurch bestimmte, sehr individuelle Gerüche freigesetzt (Gerüche des
Fährtenlegers: z.B. Schweiß, Parfüm, Kleidergeruch, Zigarettengeruch etc.). In der Regel schwebt dieser Geruch bis
ca. 60 cm über dem Boden und wird deshalb vom Wind leicht weggetragen. Selbst an windstillen Tagen hält sich dieser
Geruch nicht länger als ca. 30 Min. in der Luft.
Die Bodenverletzung findet statt, sobald eine Fährte gelegt wird, bzw. auch einer "reellen" Fährte nachgegangen
wird.
Durch Fußabdrücke wird jeder Boden in verschiedener Weise verändert bzw. verletzt. Es gibt Gerüche, die durch die
Veränderung der Erdkruste (z.B. blanker Acker) freigesetzt werden, dann den Geruch von verletzten Pflanzen (Acker mit
Saat, Wiesen etc.) und zu guter letzt gibt es die Mikroorganismen, welche durch den Fußabdruck zerdrückt werden.
Die Gerüche, die über der Bodenverletzung entstehen sind für den Hund am längsten erhalten. Je nach Witterung können
sie sich über mehrere Tage halten.
Für das Training braucht man eine 10 Meter lange Fährtenleine, ein gut sitzendes Brustgeschirr (kein Halsband), Spielzeug
und Helfer.
Der Aufbau in der Fährtenarbeit sollte so erfolgen, dass der Hund sich in erste Linie an dem Geruchsfeld der
Bodenverletzung orientiert und erst in zweiter Linie an dem Individualgeruch des Fährtenlegers.
Für einen Trainingsaufbau mit geringem Individualgeruchsanteil ist es daher nützlich, als Fährtenleger Gummistiefel zu
tragen; die gelegte Fährte wird kaum menschlichen Geruch annehmen, da durch das nichtatmende Gummi nur geringe Mengen an
Duftstoffen auf den Boden dringen.
Der Hund sollte von Anfang an lernen, eine Fährte ruhig, konzentriert und mit tiefer Nase auszuarbeiten. Dabei sollte er
den einmal aufgenommenen Mischgeruch von Anfang bis Ende konsequent verfolgen.
Der Hund sollte regelmäßig fährten, weil er nur dann die Arbeitsfähigkeit seines Geruchgedächtnisses steigern kann und
dadurch das Unterscheidungsvermögen seiner Hundenase vergrößert.
Windverhältnisse am Boden sind anders als in 1,50 m Höhe. Es kann durch Temperaturunterschiede, Vegetation, und
Unebenheiten des Geländes - zwischen den Luftschichten unter und über 30 cm über dem Boden - zu heftigen Turbulenzen
kommen. Auch sollte man bedenken, dass es an windstillen Tagen durch Sonnenerwärmung zu Luftbewegungen kommen kann.
Zusätzlich ist der unterschiedliche Bewuchs des Geländes, und die Vegetation bei den Trainingseinheiten zu bedenken.
Je stärker der Eigengeruch der Bepflanzung und je dichter der Bewuchs, desto schwieriger gestaltet sich die
Fährtensuche für den Hund. Auch der Übergang von Lichtfeldern zu Schatten sollte bedacht werden - ein großer Unterschied
wird vom Hund wie eine "Barriere" wahrgenommen. Die Fährtenarbeit sollte langsam, aber stetig aufgebaut werden, damit
der Hund in seiner Arbeit nicht verunsichert wird.
Der erfolgreiche Aufbau eines leistungsstarken Fährtenhundes wird im Wesentlichen von zwei Komponenten bestimmt.
Diese sind:
Um die objektive Beurteilung - auch als Hundeführer - gut zu erfüllen, empfiehlt es sich, jede Fährtenarbeit sorgfältig aufzuzeichnen und zu analysieren.
Die Beurteilung des Suchverhaltens kann am besten durch Filmaufnahmen, Tonbänder oder auch in Schriftform erfolgen. Der Film jedoch dokumentiert die Trainingseinheit am besten. Denn eine Videoaufnahme hat gegenüber dem Tonband und der Schriftform den entscheidenden Vorteil, dass der Hundeführer auch seine eigenen Handlungsweisen genau erkennen und beurteilen kann und ein eventuelles Fehlverhalten dadurch am effektivsten ändern kann.
Das Tonband ist der zweitbeste Beweis. Denn die mündliche Aufnahme auf ein tragbares Diktiergerät hat gegenüber der Schriftform den Vorteil, dass der Hundeführer seine Beobachtungen am Gelände oder seinem Hund während der Fährtenarbeit sofort aufzeichnen kann. Dadurch wird bei der späteren schriftlichen Formulierung der Gegebenheiten kein Detail vergessen.
Die Schriftform ist die Mindestbelegart eines jeden sinnvoll arbeitenden Hundeführers. Die schriftlichen Aufzeichnungen gewährleisten eine vernünftige Überprüfung und Verbesserung der Fährtenarbeit und lassen genaue Erfolgskontrollen durchführen.
Weiter Informationen zu Fährtenkursen erhalten Sie bei Andrea Wanek 0699 123 88 919 oder hundeschule@wanek.eu