Endokrine Dermatosen

Dr.med.vet.Petra Maritzen

Unter endokrinen Dermatosen versteht man hormonell bedingte Hautveränderungen.
Zu den Endokrinopathien, die häufig Haut- und Haarkleidveränderungen bewirken, zählen Morbus Cushing, Hypothyreoidismus, Hyposomatotropismus und Sexualhormonimbalanzen.

Die allgemeinen Kennzeichen hormonell bedingter Haut- und Haarkleidveränderungen sind Hyperpigmentierung der Haut, das Haarkleid ist stumpf, einzelne Haare lassen sich leicht herausziehen, es kommt zu symmetrischem Haarausfall und Schuppenbildung. Entzündungszeichen fehlen meist, Juckreiz ist ebenfalls nicht vorhanden. Bakterielle Sekundärinfektionen sind häufig.

Im Folgenden wird kurz auf die klinischen Erscheinungen, Diagnosemöglichkeiten und Therapien der einzelnen Erkrankungen eingegangen.

Morbus Cushing

Der Hypercortisolismus ist gekennzeichnet durch eine erhöhte Cortisolkonzentration im Blutplasma. Ursachen sind oft Tumoren des Hypophysenvorderlappens oder der Nebennierenrinde, aber auch Medikamente (Überdosierung von Glukokortikoiden).

Betroffen sind vorzugsweise alte Hunde und Hunde mittleren Alters.

Neben den geschilderten Hautveränderungen können meist folgende Allgemeinsymptome beobachtet werden:
Die Tiere zeigen vermehrtes Durstgefühl, trinken viel, dadurch kommt es zu vermehrter Harnausscheidung, eventuell auch Inkontinenz.
Weiters werden Stammfettsucht, Muskelschwäche und Muskelatrophie der Extremitäten beobachtet. Meist ist die Leber vergrößert, häufig wird auch ein Diabetes mellitus diagnostiziert.

Diagnose:

Blut- und Harnuntersuchungen (erhöhter Cortisolspiegel), Sonographie (Ultraschalldiagnostik) der Nebennieren, Röntgen und Computertomographie der Brust- und Bauchorgane.

Therapie:

Wenn möglich, chirurgische Entfernung des Tumors. Bei inoperablen Tumoren werden entsprechende Medikamente verabreicht, die die Cortisolsynthese unterdrücken.

Hypothyreose

Als Hypothyreose wird eine Unterfunktion der Schilddrüse bezeichnet. Als Folge werden zuwenig Schilddrüsenhormone gebildet. Betroffen können Hunde jeden Alters sein. Die Ursache ist meist unbekannt (idiopathische Follikelatrophie) bzw. eine Autoimmunerkrankung (Autoimmunthyreoiditis). Auch genetische Komponenten werden diskutiert (Rasseprädisposition z.B. beim Golden Retriever).

Allgemeinsymptome (neben den geschilderten Hautveränderungen)

Die Tiere wirken lethargisch (antriebsarm), schlafen viel, zeigen erhöhtes Wärmebedürfnis, meist wird eine Gewichtszunahme ohne erhöhten Futterverzehr beobachtet.

Diagnose:

Blutuntersuchungen, Bestimmung der Schilddrüsenhormone im Blut, bestimmte Schilddrüsenfunktionstests, eventuell Sonographie (Ultraschalldiagnostik) der Schilddrüse.

Therapie:

Lebenslange Therapie mit Schilddrüsenhormonen in Tablettenform. Tiere mit Schilddrüsenunterfunktion haben eine normale Lebenserwartung. Wenn die Hormondosierung gut eingestellt ist, bleibt auch die Lebensqualität erhalten (regelmäßige Kontrolle der Hormonblutspiegel).

Durch die medikamentöse Verabreichung von Schilddrüsenhormonen gehen die Allgemeinsymptome innerhalb weniger Wochen, Haut- und Haarkleidveränderungen innerhalb einiger Monate, zurück.

Hyposomatotropismus

Unter Hyposomatotropismus versteht man einen Mangel des Wachstumshormons Somatotropin, wobei man zwischen angeborenem Wachstumshormonmangel (hypophysärer Zwergwuchs) und erworbenem Wachstumshormonmangel des erwachsenen Hundes unterscheidet.

Hypophysärer Zwergwuchs:

Neben den geschilderten Hautveränderungen findet man folgende Allgemeinsymptome:
Die Tiere bleiben gegenüber ihren Wurfgeschwistern im Wachstum zurück, augenfällig ab einem Alter von ca. 3 Monaten. Gleichzeitig können auch Störungen der Schilddrüse, der Nebennierenrinde oder der Keimdrüsen vorhanden sein und entsprechende Symptome verursachen (z.B. Lethargie, Verfettung, Lebervergrößerung, Diabetes mellitus etc.).

Diagnose:

Eine Verdachtsdiagnose kann im Vergleich zu den Wurfgeschwistern gestellt werden. Im Röntgenbild sind ein verzögerter Schluss der Epiphysenfugen nachweisbar sowie offene Schädelfontanellen.

Bestimmung des Somatotropinspiegels im Blut.

Therapie:

Verabreichung von Somatotropin über mehrere Wochen.

Erworbener Wachstumshormonmangel des erwachsenen Hundes:

Bei erwachsenen Hunden kommt es ausschließlich zu Hautveränderungen, wobei vor allem im Bereich der Flanken, am Rumpf, der Rute, an Hals und Ohren Haarausfall beobachtet werden kann. Die Haut ist hyperpigmentiert und dünn.

Diagnose:

Hormonspiegelbestimmung im Blut.

Therapie:

Verabreichung von Somatotropin über mehrere Wochen.

Sexualhormonimbalanzen

Ein Hormoneinsatz um den Sexualzyklus zu beeinflussen kann ebenfalls zu den beschriebenen Veränderungen des Haarkleides und der Haut führen.

Bei Hinausschieben oder Verhindern der Läufigkeit durch die Verabreichung von Gestagenen werden bei der Hündin manchmal Nebenwirkungen wie Haarausfall oder Verfärbung des Haarkleides beobachtet. Weiters kann es bei Ovarialzysten oder Ovarialtumoren, beim Rüden bei Hodentumoren, zu dermatologischen Veränderungen kommen.