Hautpilze

→ Dermatomykosen

Dr.med.vet. Petra Maritzen

Pilzerkrankungen der Haut und ihrer Anhangsorgane wie Haare, Nägel bzw. Krallen werden als Dermatomykosen bezeichnet. Bei Hunden und Katzen werden die meisten Dermatomykosen durch Microsporum- und Trichophytonarten verursacht (Dermatophytosen). Sie sind exogenen Ursprungs, d.h. die Erreger stammen aus der Umwelt (natürlicher Standort der Pilze), eine Infektion erfolgt direkt von Tier zu Tier oder indirekt über kontaminierte Gegenstände wie Bürsten, Kämme, Decken etc. In trockenen Hautschuppen können Sporen Monate bis Jahre ansteckungsfähig bleiben. Auch Flöhe, Milben, Läuse und Fliegen können für die Ausbreitung der Hautpilze verantwortlich sein.

Krankheitsentstehung (Pathogenese) und klinisches Erscheinungsbild:

Die Inkubationszeit beträgt 1 – 4 Wochen. In dieser Zeit wachsen Pilzsporen zu verzweigten, septierten Hyphen aus und dringen in die oberen Keratinschichten der Haut, in Haarbälge und Haare ein. Im Bereich des Haarbalgs entsteht eine Entzündung (bakterielle Sekundärinfektion), in weiterer Folge brechen die Haare ab oder fallen aus. Das klinische Erscheinungsbild sind juckende, kreisrunde, schuppende bis krustöse Herde, oft wallartig begrenzt. Im Zentrum kann man meist eine stärkere Pigmentierung der Haut beobachten. Sind auch die Krallen betroffen, verfärbt sich das Krallenhorn, die Krallen brechen ab und wachsen verformt nach. Oftmals entsteht auch eine Krallenbettentzündung.

Diagnose:

Wood’sche Lampe:

Diese Lampe liefert ein langwellig-ultraviolettes Licht (bis 365 nm). Die Untersuchung wird in einem dunklen Raum durchgeführt. Liegt eine Infektion mit Mikrosporieerregern vor, ist eine leuchtend helle, gelbgrüne Fluoreszenz an den befallenen Haaren bzw. Haarwurzeln zu beobachten. Bei Befall mit Trichophytonarten entwickelt sich eine eher blasse, graugrüne bis grauweißliche Fluoreszenz. Der Wert dieses einfachen Untersuchungsverfahrens liegt darin, dass im positiven Fall sofort eine antimykotische Therapie eingeleitet werden kann. Ein negatives Ergebnis schließt allerdings eine Dermatophyteninfektion nicht aus. Weiters bedarf diese Methode einiger Erfahrung, da durch bestimmte Arzneimittel (z.B. Tetrazykline, Mineralölsalben) oder auch Harnresten im Fell ein falschpositives Resultat hervorgerufen wird.

Hautgeschabsel:

Dabei wird mit einem Skalpell die Haut im Bereich der veränderten Bezirke leicht abgeschabt, Haare mit Wurzeln und, wenn vorhanden, auch Schuppen, Krusten und Borken werden mit untersucht.
Es folgt eine mikroskopische Untersuchung, die im positiven Fall, ähnlich der Wood’sche Lampe, sofort eine gezielte Therapie ermöglicht. Weiters kann gleichzeitig zur Differentialdiagnose nach Ektoparasiten wie z.B. Milben gesucht werden.

Kulturelle Untersuchung:

Eine exakte mykologische Diagnose ist nur durch den kulturellen Erregernachweis möglich. Die Kultur erlaubt eine sichere Unterscheidung zwischen Hautpilzen, Hefen und Schimmelpilzen und führt in vielen Fällen mit negativem mikroskopischem Resultat zum Dermatophytennachweis. Allerdings ist der kulturellen Erregernachweis langwierig, da das Bebrüten 3 – 4 Wochen in Anspruch nimmt.

Therapie:

Da sich die Pilzsporen auf dem gesamten Tier befinden, ist eine Ganzkörpertherapie erforderlich.
Die Behandlung erfolgt systemisch in Form von Tabletten und lokal mit Salben und Waschlösungen, je nach Schweregrad der Erkrankung. Die Behandlung hat allerdings nur dann dauerhaften Erfolg, wenn auch die Sporen in der kontaminierten Umgebung bzw. auf den kontaminierten Gegenständen wie Schlafplatz, Hundekorb, Leinen, Spielzeug, Decken etc. vernichtet werden. Weniger wertvolles Zubehör sollte unschädlich beseitigt werden.
Bei reinen Hautinfektionen beträgt die Therapiedauer ca. 4 – 8 Wochen, sind auch die Krallen betroffen, muss man mit 6 – 12 Monaten und länger rechnen.

Bei unklaren Hautveränderungen sollten Sie unbedingt zur sicheren Diagnosestellung einen Tierarzt aufsuchen, da Dermatophytosen zu den Zoonosen zählen und daher eine Übertragung auf den Menschen und umgekehrt, vom Menschen auf das Tier, möglich ist.