Entzündungen des äußeren Gehörganges

→ Otitis externa

Dr.med.vet. Petra Maritzen

Allgemeines

Entzündungen des äußeren Gehörganges sind ein häufiges Problem beim Hund, gekennzeichnet durch Juckreiz und/oder Schmerzhaftigkeit im Ohrbereich sowie meist heftiges Kopfschütteln. Oft handelt es sich nicht nur um eine isolierte Ohrentzündung, sondern es sind auch Juckreiz und Hautentzündungen an anderen Körperpartien vorhanden.

Als häufige Ursachen kommen in Frage:

Ohrmilben

Ein Befall mit Otodectes cynotis ist oft Ursache einer Otitis externa, insbesondere bei Welpen, gekennzeichnet durch rötlich-braunes bis schwarzes Ohrschmalz im äußeren Gehörgang, verbunden mit Juckreiz. Eine Infektion mit Sarcoptes canis verursacht neben extremem Juckreiz zunächst eine Entzündung der Ohrränder, gekennzeichnet durch verdickte, schuppige Ohrränder, die mit Krusten behaftet sind. Die Ausbreitung kann dann rasch generalisieren, wobei vorwiegend die Extremitäten (Ellbogen u. Sprunggelenk), Achselhöhlen, Unterbauch und Schenkelinnenseiten betroffen sind. Auf Befall und Therapie mit Otodectes cynotis und Sarcoptes canis wird im Kapitel „Milben“ näher eingegangen.

Fremdkörper

Grashalme und Grannen gelangen besonders im Sommer und Herbst beim Laufen durch blühendes Gras und Getreidefelder in den äußeren Gehörgang und verursachen plötzlich einsetzende Schmerzen und heftiges Kopfschütteln. Meist sind diese Fremdkörper gut zu sehen und lassen sich auch noch leicht entfernen. Problematischer wird es, wenn sie tiefer in den Gehörgang eindringen, u.U. auch bei einer otoskopischen Untersuchung nicht entdeckt werden und eine chronische Entzündung verursachen, oft verbunden mit einer Zerstörung des Trommelfells.

Allergische Dermatitiden

Chronische Ohrentzündungen werden häufig durch allergische Hautveränderungen hervorgerufen. Es sollte daher immer das Erscheinungsbild des ganzen Hundes beurteilt werden und insbesondere die Augenumgebung, der Fang, Beine und Pfoten sowie Leistenbereich und Achseln auf Hautveränderungen untersucht werden. Bei einem akuten Allergieschub kommt es zu Hautrötung und Entzündung, die Haut im Ohrkanal wird ebenfalls stärker durchblutet, schwillt an und der gesamte Ohrkanal ist verengt. Die Cerumenbildung (Ohrschmalz) ist verstärkt, es kommt zur Entzündung.

Seborrhoe

Primäre und sekundäre Seborrhoen führen ebenfalls zu einer verstärkten Drüsentätigkeit und Cerumenabsonderungen im Ohrkanal, die zu Entzündungen führen können (s. auch Kapitel Seborrhoe).

Symptome und Diagnose

Juckreiz und/oder Schmerzen im Ohrbereich, verbunden mit Kopfschütteln und Kratzen bzw. Reiben sind die wichtigsten Symptome, die den Verdacht einer Veränderung an den Ohren nahe legen.
Da eine Otitis externa oft zusätzlich zu einer Hauterkrankung diagnostiziert wird, muss immer auch eine Untersuchung des ganzen Hundes erfolgen.
Milben und deren Eier sind bei Betrachtung des Gehörganges mit Hilfe des Otoskopes (Ohrspiegel) sichtbar und können nach der Entnahme von etwas Ohrschmalz unter dem Mikroskop nachgewiesen werden.
Unabhängig von der auslösenden Ursache der Otitis führen die Entzündung und die verstärkte Ohrschmalzbildung rasch zu einer Besiedelung mit Bakterien (vorwiegend Strepto- und Staphylokokken, Pseudomonaden, Klebsiella, E. coli) und Hefepilzen (Malassezien und Candida).

Therapie

Primäre Ursachen wie Fremdkörper müssen so schnell wie möglich entfernt werden, um eine Entzündung zu vermeiden. Ist der Fremdkörper gut sichtbar, kann er meist vom Tierbesitzer selbst entfernt werden. Bei tiefer eingedrungenen Fremdkörpern bzw. unklarer Diagnose (starke Ohrschmalzbildung, Fremdkörper schlecht zu sehen) sollte ein Tierarzt aufgesucht werden.

Bitte nicht mit Wattestäbchen im Ohr „herumwühlen“, das verschlimmert die Sache nur und treibt den Fremdkörper noch weiter hinein!!

Ohrmilben sollten vom Tierarzt behandelt werden, insbesondere, wenn bereits eine bakterielle Sekundärinfektion dazugekommen ist. Es werden die Ohren gründlich gereinigt und danach meist Präparate, die sowohl die Milben abtöten als auch gegen die bakteriellen Sekundärerreger wirksam sind und die Entzündung bekämpfen, ins Ohr eingebracht. Die handelsüblichen Präparate sind in der Regel Emulsionen, die ein Akarizid, ein Antibiotikum und oft auch ein Cortison enthalten.

Da der Entwicklungszyklus vom Ei über 1 Larven- und 2 Nymphenstadien zur Milbe durchschnittlich 3 Wochen dauert, sollte die Behandlung ca. 2 - 3 Wochen durchgeführt werden, um alle Parasiten abzutöten.

Es sollten alle Tiere, die mit dem befallenen Tier Kontakt hatten, mitbehandelt werden.
Bei anderen Ursachen wie Allergien und Seborrhoe ist die Otitis externa nur Begleiterscheinung einer zugrunde liegenden Erkrankung. Es gilt daher die Grundkrankheit zu behandeln, die Ohren werden symptomatisch behandelt.
Die Ohrmuschel kann vom Tierbesitzer selbst mit einem weichen, feuchten Tuch gereinigt werden, je nach Menge des gebildeten Cerumens mehr oder weniger häufig. Bei sehr festem Cerumen werden Cerumen-lösende Präparate verschrieben.
Bei Sekundärinfektionen werden meist Kombinationspräparate gegen die häufigsten Bakterien und Hefepilze angewendet. Bei starker Schwellung und Entzündung kommen auch glukokortikoidhältige Präparate zum Einsatz bzw. muss die lokale Behandlung durch eine systemische Therapie (meist in Tablettenform) ergänzt werden.