Reaching for the Stars

Zucht für Fortgeschrittene

Buch:Reachin for the Stars

von Mary Roslin Williams

eine Buchbesprechung von Andrea Wanek

Vor kurzem habe ich ein Buch gelesen: "Reaching for the stars" von Mary Roslin Williams - von einer Top-Züchterin für fortgeschrittene Züchter - das mir die Welt der internationalen Hundezüchter etwas näher gebracht hat und das ich Ihnen nun nicht vorenthalten möchte, da in letzter Zeit viel über die Züchter diskutiert wird.
Mary Roslin Williams unterscheidet 7 Arten von Züchter:

  1. Anfänger: der alles falsch macht, falsch denkt und den falschen Hund kauft und dazu noch falsch füttert
  2. Lernende: all jene die erkannt haben, dass sie falsch begonnen haben und beginnen es besser zu machen
  3. Neuling: all jene die ihre Fehler erkannt und eine passable Hündin gekauft haben, erste Würfe haben, erfolgreich sind (Preise gewinnen) und bekannt sind unter den anderen Züchtern, Ausstellern etc.
  4. Ewige Neulinge: Sind nette, zufriedene Leute mit gleich bleibend guten Hunden, die beliebt sind, da sie keine Ambitionen haben. Sie haben einen alten oder vielleicht 2 Hunde, züchten fast nie und falls doch, den nächstgelegenen Rüden verwenden. Sie gehen zu den nächstgelegenen Shows und kennen jeden. Sie sehen Hundezucht als angenehmes und interessantes Hobby
  5. Mittelklassezüchter: Sie züchten verlässlich mittelmäßige Hunde. Sie haben ein ganz gutes Auge für die Hunde, ziehen ihre Welpen ordentlich auf, besuchen die verschiedensten Ausstellungen und versorgen den Markt mit guten Hunden. Sie haben jedoch entweder wenig Ahnung vom Standard und Anatomie, oder haben falsche Ansichten von Rassehund - Charakteristika übernommen. Wenn sie sich dann von den Hunden nicht trennen können und von jedem Wurf 2 Welpen behalten, sind sie in kürzester Zeit mit Hunden überfüllt und haben keinen Platz für neue und bessere Hunde. Ihnen fehlt das Geld, die Zeit und der Platz für Verbesserungen; ihr größter Fehler ist ihre Ignoranz
  6. Gute Züchter: wollen keine mittelmäßigen Hunde mehr sondern Bessere. Sie sind immer bereit zu lernen und machen sich die Mühe herauszufinden wie sie z.B. eine gute Schulter oder Winkelung erzielen können und wie sie ihre Zucht verbessern können. Sie sind immer noch jene Züchter, die von Champions Anderer abhängen und dadurch versuchen ihre Zucht zu verbessern. Sie verbessern ihre Zucht durch Champions, aber dadurch dass jeder gute Züchter das gleiche versucht können sie sich nicht von der Masse abheben und solange der Champion nicht einen wesentlichen Fehler hat geht das auch so ganz gut
  7. Top Breeder: Eine kleine Gruppe von Leuten. Sie sind in der Lage immer gute Hunde zu züchten, haben immer viel versprechende Junghunde ohne wirkliche Fehler, die nicht von einem gewissen Typ abweichen. Sie stehen über Jahre an der Spitze und sind die international bekannten Namen, die die Zucht einer Rasse maßgeblich beeinflussen

Mary Roslin Williams empfiehlt betreffend Zwingergröße:
Um den eigenen Zwinger nicht unübersichtlich zu machen sollten nicht mehr als ca. 2 Zuchthündinnen, 1-2 alte Pensionisten, 2-3 Junghündinnen, die in der Show Karriere machen und 2-3 viel versprechende Welpen in einem Zwinger sein. Also insgesamt ca. 8-9 Hunde max. 15 Hunde. Der Rest wird vergeben. Über den Sommer können es mehr sein, aber im Herbst sollte der Zwinger wieder auf das Minimum reduziert werden, um die Infektionsgefahr möglichst über den Winter gering zu halten. (Daher Frühjahrswürfe) Außerdem sollte im Frühjahr wieder Platz für neue Welpen und für evtl. einen neuen tollen Hund sein, der den bereits erzielten Standard verbessert.

Anmerkung:

Wie man aus dieser kurzen Zusammenfassung sehen kann, braucht ein guter Züchter eine gewisse Zahl von Hunden, um erstens weiter züchten zu können (er braucht Nachwuchs, der gesund, zuchttauglich und wertvoll für seine weitere Zucht ist) und zweitens, um den Standard seines Zwingers zu halten und zu verbessern.
Um ein bestimmtes Merkmal in einer Linie (z.B. Winkelung, Arbeitsleistung) zu verbessern, benötigt es mehrere Generationen. Diese Züchter denken bei der Wahl ihrer Zuchttiere wie sie Fehler vermeiden und durch gezielte Deckungen ausbessern können, da sie ja mit den Enkelkindern auch noch erfolgreich züchten wollen. Der gute Züchter nimmt dafür teuere Auslandsreisen, Zwingerbesuche und Show-Besuche in Kauf.
Es ist daher von Seiten des Clubs und der erfahrenen Züchter her wichtig, Aufklärung zu betreiben und ein Informationsforum zu schaffen, dass nicht nur im Internet unter Laien stattfindet, sondern von erfahrenen Züchtern, Ärzten und Wissenschaftlern unterstützt und genährt wird. Das Erstzüchterseminar und Clubabende sind dabei nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Weiterbildung für Züchter und Zuchtwarte und Zuchtberatung würden unserer Rasse weit mehr bringen als sture Regelungen. Themen wie Welpenprägung, Genetik, Aufzucht, Inzucht, Welpentod etc. wären weit heißere Themen als Show- oder Arbeitschampion.

Wer weiß schon darüber Bescheid, wie weit Intelligenz, Arbeitsfreude, Knochenaufbau, etc. vererbbar und beeinflussbar sind?
Welche Bedeutung haben da Prüfungen einer Zuchthündin - wenn die Welpen auf Grund falscher Verpaarung, Aufzucht Fütterung, Haltung etc. für eine Weiterzucht unbrauchbar werden?
Ich habe auf einem Züchterseminar einen für mich wichtigen Satz gehört: "Den Wert einer Zuchthündin bestimmt nur die Qualität des Nachwuchses" - daher sollte eine Hündin sobald sie ausgewachsen ist gedeckt werden und der Nachwuchs alsbald untersucht werden! Erst dann kann darüber entschieden werden, wie wertvoll die Hündin für die Weiterzucht ist - egal ob Show- oder Work -Line. Von Erfolg kann man nur sprechen, wenn der Nachwuchs besser ist, als die Zuchttiere.